Folgend finden Sie nützliche Informationen herausgegeben vom Staatsinstitut für Frühpädagogik:
Was bedeutet der Eintritt in den Kindergarten für Ihr Kind?
Der Eintritt in den Kindergarten und die gesamte Kindergartenzeit sind ein Lebensabschnitt mit eigenständiger Bedeutung für die Entwicklung Ihres Kindes. Der Kindergarten hat einen eigenständigen Bildungsauftrag. Er sollte nicht lediglich als eine Vorstufe oder als eine Durchgangsstation für den Schulbesuch angesehen werden.
Für Ihr Kinde beginnt ein Lebensabschnitt mit vielen neuen Anforderungen in einer Umgebung, die sehr verschieden von dem ihm vertrauten zuhause ist:
- Sie sind als Mutter und Vater für eine feste Zeit des Tages nicht unmittelbar verfügbar.
- Ihr Kind muss Vertrauen zu einer neuen Bezugsperson aufbauen, die gleichzeitg für viele andere Kinder da ist.
- Es soll Beziehungen zu einer Gruppe von anderen Kindern entwicklen.
- Es muss neue Regeln lernen, z.B. das Spielzeug gehört nicth einzelnen, sondern allen.
- Ihr Kind muss sich an einen neuen Tagesrhythmus anpassen.
Ein Kindergartenkind werden
Während ein Kind freudig und spontan auf neue Situationen eingeht, wartet ein anderes Kind ab oder ist auch etwas ängstlich. Das eine Kind lernt langsamer, das andere Kind lernt schneller mit diesen Anforderungen umzugehen, während es zu einem "richtigen Kindergartenkind" wird.
Auch wenn Ihr Kind schon eine Weile regelmäßig den Kindergarten besucht, kann es mehrere Monate dauern, bis Ihr Kind wirklich ein Kindergartenkind geworden ist. Damit ist gemeint, dass es sich dann selbständig und selbstbewusst in der Gruppe bewegt, Freundschaften schließt und die Chancen des Kindergartenbesuches für sich nutzen kann.
Mit welchen Reaktionen können Sie während der Eingewöhnungszeit rechnen?
Zunächst wird Ihr Kind versuchen, sich in der Einrichtung zu orientieren. In der Gruppe wird es sich eher abwartend und beobachtend verhalten. Sein Spiel ist noch nicht intensiv und ausdauernd, den Gruppenraum erkundet es erst allmählich. Zuhause kann es müde und unausgeglichen sein und wird wenig oder gar nichts erzählen. Etwa ab der zweiten Woche wird es versuchen, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Es kann häufiger vorkommen, dass es dabei Konflikte mit anderen Kindern gibt. Auch die Ruhebedürftigkeit am Nachmittag kann noch anhalten, und es kommt öfter vor, dass ein Kind morgens nur mit Unlust in den Kindergarten geht oder auch gar nicht gehen möchte. Diese Reaktionen sind also nichts Auffälliges, sondern normal. Jedes Kind braucht seine eigene Zeit für die Eingewöhnung.
Wie können Sie Ihr Kind unterstützen?
Wenn Ihr Kind schon Erfahrungen mit anderen Kindern machten konnte und auch Zeiten ohne Mutter oder Vater auszukommen gelernt hat, ist das eine gute Vorbereitung auf den Kindergarten. Nutzen Sie die Angebote, die die Einrichtung Ihnen und Ihrem Kind macht: Schnuppervormittage, Elternabende, Besuche in der Gruppe. Diese Angebote nützen nicht nur Ihrem Kind, sondern Sie selber können sich die Gewissheit verschaffen, dass Ihr Kind in der Einrichtung gut aufgehoben ist. Diese Sicherheit können Sie Ihrem Kind weitergeben.
Wenn Fragen offen bleiben, sprechen Sie mit den Erzieherinnen.
Gerade in den ersten Wochen ist bei all dem Neuen für Ihr Kind die Überschaubarkeit der Situation und die Vorhersehbarkeit dessen, was auf es zukommt, eine wichtige Voraussetzung für eine gute Eingewöhnung. Dazu gehört z.B. die Erfahrung von Regelmäßgikeit und Pünktlichkeit beim Bringen und Abholen.
Anstrengende Aktionen am Nachmittag können für Ihr Kind jetzt eine Überforderung darstellen. Bedenken Sie auch, dass Kinder in dieser Zeit mit ihren erhöhten Anforderungen verstärkt unfallgefährdet sind. Besondere Aufmerksamkeit ist also im Straßenverkehr und auf dem Spielplatz notwendig.
Die Bereitschaft des Kindes, sich mit dem Kindergarten auseinander zu setzen, wird auch davon beeinflusst, ob in der Familie gleichzeitig andere größere Lebensveränderungen anstehen, wie z.B. die Geburt von Geschwistern, ein Umzug, aber auch eine Trennung der Eltern oder der Verlust des Arbeitsplatzes von Vater oder Mutter.
In jedem Fall gilt: Kommen Sie mit der Erzieherin ins Gespräch. Jede Information, die Sie über Ihr Kind und Ihre Familie geben, ist der Erzieherin willkommen und hilft ihr dabei, auf Ihr Kind gut eingehen zu können.
Aus Eltern werden Kindergarteneltern
Zwar steht das Kind im Mittelpunkt des Geschehens, aber auch für Sie ist der Eintritt Ihres Kindes in den Kindergarten etwas Besonderes. Auch auf Sie kommen Veränderungen und neue Anforderungen zu.
Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie zu festen Tageszeiten ohne Ihr Kind sind und dass Sie nicht unmittelbar wissen, was es tut, denkt oder fühlt. Wie wird es ihm ohne Ihre Anwesenheit gehen? Wie werden Sie selbst diese Zeit nutzen? Tatsächlich brauchen auch Eltern eine Eingewöhnungszeit, um viele neue Informationen aufzunehmen und verarbeiten zu können. Sie lernen, den neuen Mit-Erziehern zu vertrauen. Sie lernen, auch Ihrem Kind zu vertrauen, das selbständiger wird und sich das holt, was es braucht. Mit der Zeit gilt es, ein Gefühl von Mitverantwortung für das Funktionieren der Gruppe und des gesamten Kindergartens zu entwickeln. Es wird von Ihnen erwartet:
- dass Sie Vertrauen zur Einrichtung entwickeln,
- dass Sie akzeptieren können, dass Ihr Kind nun eines unter anderen in der Gruppe ist,
- dass Sie sich nicht ohne Rücksprache auf andere für die Förderung nur Ihres eigenen Kindes einsetzen,
- dass Sie lernen, mit Ihrer aktiven Unterstützung über die Elternmitarbeit alle Kinder zu unterstützen, oder als Elternbeirat das Interesse aller Kinder und Eltern zu fördern.
Jeder Neuanfang bedeutet bei aller Neugier und Vorfreude auch Abschied von Vertrautem. Damit sind starke Gefühle bei Kindern und Eltern verbunden. Diese Gefühle sind beim morgendlichen Abschied oft besonders deutlich spürbar. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich den Rat und die Unterstützung der Erzieherin.
Also: keine Angst vor Abschieden und keine Angst davor, dass es nicht vom ersten Tag an problemlos klappt. Ihr Kind wird wachsen, es wird sicher und selbstbewusst werden, ein Kindergartenkind, das seinen Kindergartenalltag meistert und größtmöglichen Gewinn daraus zieht.
Weitere Informationen
Ansprechpartner für Fragen zum Kindergarten sind in jeder Einrichtung der Träger / die Leitung / der Kindergartenbeirat.
Empfohlene Literatur für Eltern
Andersen, Elke: Alles über Kindergärten.
Ravensburger Verlag 1996
Berger, Manfred: Der Übergang von der Familie zum Kindergarten.
Ernst Reinhardt Verlag 1977
Hense, Margarita: Eltern engagieren sich. Zusammenarbeit mit Elternbeiräten, Elternräten und Eltervertretungen.
Don Bosco Verlag 2001
Niesel, Renate und Griebel, Wilfried: Start in den Kindergarten. Grundlagen und Hilfen zum Übergang von der Familie in die Kindertagesstätte.
Don Bosco Verlag 2000
Sie können in Büchereien nach Literatur für Eltern und Bilderbüchern für Kinder zum Thema fragen!